Wartung benötigt Zeit, doch diese ist sehr gut und wertschöpfend investiert.

Im Wesentlichen verfolgen die DIN 31051 sechs Ziele, welche im Einzelnen in den bisherigen Kapiteln bereits detaillierter dargestellt wurden:

  1. Stete Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit
  2. Erhöhung der Betriebssicherheit
  3. Verringerung von Störungen
  4. Optimierung von Betriebsabläufen
  5. Vorausschauende Kostensenkung- und -planung
  6. Last not least: Erhöhung der operativen Lebensdauer der Maschinen und Anlagen im Sinne ihrer optimalen Nutzung.

Es sind dies natürlich die Hauptziele jeder professionellen Instandhaltung!

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So kommen wir zu  zu mehreren prinzipiellen Statements:

  1. Einer der aktuellen globalen Megatrends ist sicherlich die Hinwendung vieler unserer fast 200 Staaten auf dieser Erde zu „Wegwerfgesellschaften“: Es wird nicht mehr instandgehalten, gewartet oder repariert, sondern der jeweilige Gegenstand „bequem irgendwie entsorgt“ und ein Ersatz „einfach“ neu gekauft; dies alles ohne jedwede Rücksichtnahme auf die dadurch entstehenden -z. T. gravierenden -Umweltbelastungen (eklatantes Beispiel: die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastiktüten, -flaschen, -verpackungen und sonstige (Micro-)Plastikteile). – Erfreulicherweise betrifft diese Wegwerf-Tendenz zurzeit noch mehr den Bereich kleinerer, billiger Artikel (z. B. im Elektronik-Sektor). Für größere Maschinen und Anlagen wird es aber trotz des Anstiegs von KI wohl weiterhin für längere Zeiträume bei der hohen Bedeutung eines guten Instandhaltungsmanagements bleiben (zur VW-Gruppe und dem neuen DAX-Mitglied MTU siehe Ziff. 5). Betriebliche Instandhaltungen werden somit auch künftig viele divergierende, komplexe Aufgabenstellungen lösen und sich dabei trotz aller „basics“/“standards“ immer neuen Herausforderungen stellen müssen.
  2. Es trifft auch sicher zu, dass die Innovationsgeschwindigkeit global stetig wächst; die hunderttausende Jahre alte Spezies homo sapiens ist wohl von Natur aus „semper cupidus rerum novarum“ (= “immer begierig nach neuen Dingen“: Caesar, 100-44 v. Chr.); aktuell 7,7 Mrd. Menschen (er)finden eben mehr Neues als eine zahlenmäßig weit kleinere Weltbevölkerung. Es ist sehr hilfreich, sich diese bedeutende numerische Entwicklung einmal kurz in concreto anzusehen: Vor ca. 10 000 Jahren lebten global nur ca. 5-10 Millionen Erdenbürger, vor 2000 Jahren rd. 300 Mio., vor 1000 Jahren nur etwa 310 Mio., vor 500 Jahren ca. 500 Mio. und erst um das Jahr 1800 n. Chr. wurde die erste Milliarde dieser Menschheit überschritten (1927: 2 Mrd., 1960:   3 Mrd., 1974: 4 Mrd., 1987: 5 Mrd., 1999: 6 Mrd. und 2011: 7 Mrd.). Aktuell steigt die Zahl der Menschen weltweit in der Minute um ca. 150 und täglich um fast 220 000(!) Individuen; die Vereinten Nationen rechnen für das Jahr 2050 mit knapp 10 Mrd. und für 2100 mit ca. 11 Mrd. Vertretern der Rasse homo sapiens. – Ob die Zunahme der Innovationsgeschwindigkeit neben dem Bevölkerungswachstum noch eine zweite wichtige Ursache hat (nämlich: das Wachstum der durchschnittlichen Intelligenz der Erdenbürger und damit auch die Zunahme von Spitzenintelligenz in den Universitäten sowie Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Wirtschaftsunternehmen), ist sehr umstritten und wird hier wegen der möglichen Sachzusammenhänge, des thematischen Reizes per se sowie der Vollständigkeit halber expressis verbis erwähnt. – Als dritte mögliche Ursache schneller entstehender, neuer Technologien sei schließlich das psychologische Phänomen benannt, dass es immer leichter ist, auf etwas Vorhandenem aufzusetzen und dieses weiterzuentwickeln, als von unbekanntem Grund (von „Zero“) aus völlig Neues zu schaffen. Im 21. Jahrhundert aber kann die -so zahlreich gewordene- Menschheit in den rd. 30 Hauptdisziplinen des humanen Wissens (Physik, Mathematik, Chemie, Biologie, Astronomie, Geologie, Medizin, Recht usw.) jetzt schon auf ein gewaltiges Wissensgebäude zurückgreifen und von diesem gigantischen Fundament aus  (entstanden in den letzten 10 000 Jahren, vor allem aber seit Beginn der Neuzeit um ca. 1600 n. Chr.) immer mehr neue Produkte und Verfahren entwickeln (s. a. Anlage 1).
  3. Beispielhaft für einen wichtigen Teil dieses Wissensgebäudes steht der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, der einen erheblichen Beitrag zu unserem 1 Billion Euro übersteigenden jährlichen(!) Exportvolumen leistet. Europas größter Industrieverband ist dabei der 1892 gegründete VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e. V., Sitz: Frankfurt a. M.) mit rd. 3200 Mitgliedsfirmen, ca. 1,3 Mio. Erwerbstätigen und im Jahre 2018 einem Umsatz von rd. 232 Mrd. Euro (Exportquote 2018: 79,3%). Dieser Umsatz der eher mittelständisch geprägten deutschen Maschinen- und Anlagenbauer beträgt somit fast ein Drittel des gesamten Haushalts der Bundesrepublik Deutschland mit 83 Mio. Menschen in Höhe von mehr als 350 Mrd. Euro.
  4. Trotz der steigenden Innovationsgeschwindigkeit bleibt für alle betroffenen Unternehmen die Lebensdauer ihrer Maschinen- und Anlagen -und damit eine optimale Instandhaltung- von größter Bedeutung: Verlangt der jeweilige Markt nach einem Produkt, so muss dieses stabil und zeitnah geliefert werden, sonst wandert der autarke Kunde ab; er hat idR genügend Alternativen (bei Großunternehmen ist es dem Management wegen der bei Monopolen zwangsläufig entstehenden Abhängigkeit/“Erpressbarkeit“ sogar „verboten“, nur einen einzigen Lieferanten zu haben). – Ist das konkrete Erzeugnis finanziell zutreffend kalkuliert, wird es zum Ertragsbringer, der das herstellende Unternehmen, dessen Bilanz und Mitarbeiter absichern hilft; je länger die Maschine und das Produkt laufen, desto besser! Von diesem Blickwinkel aus sind also „Dauer“ und „optimale Instandhaltung“ für den Hersteller etwas sehr Positives, jede Innovation hingegen wegen der mit Neuerungen stets verbundenen (Kosten-, technologischen und sonstigen) Unsicherheiten ein erheblicher Risikofaktor. Nicht ohne Grund schaffen es von allen Start-up- Versuchen weltweit nur die wenigsten, zu einem dauerhaft florierenden Unternehmen zu werden.
  5. Der Verschleiß technischer Teile führt kommerziell selbst zu gigantischen Marksegmenten, wie ein einziger Blick auf das -immer noch beliebte- Produkt „Auto“ zeigt. So setzte der VW-Konzern 2018 mit Originalteilen rd. 16 Mrd. Euro um (sogar ohne die Verkäufe der chinesischen Joint-Venture-Partner einzurechnen!). In den VW-Hallen bei Kassel lagern rd. 480 000 verschiedene Teile, jeden Tag verlassen ca. 220 LKW, 111 Eisenbahnwaggons und knapp 70 Container die VW-Depots. Da bei Wartung und Verschleiß Elektrofahrzeuge aufgrund ihrer geringeren Teilezahl (Verbrenner: 4000 Teile Vorhaltung, E-Autos: unter 3000 Teile!) 20-30% weniger Umsätze generieren, muss das VW-Management jetzt schon Lösungen für diesen kommenden Umsatz- und damit Ertragsrückgang im „after-sales-Geschäft“ finden. 2015 wollen die Marken des VW-Konzerns ca. 25% der Autos mit elektrischem Antrieb verkaufen, 2030 sollen es rd. 40% sein. Der globale Fahrzeugbestand von Volkswagen, der zurzeit bei etwa 100 Millionen Fahrzeugen liegt, soll binnen zehn Jahren aber auf ca. 150 Millionen Fahrzeuge steigen (= ein Plus von 50%!) und so im Ersatzteilgeschäft den Umsatz- und Ertragsrückgang ausgleichen. Dazu sollen dann noch neue Produkte treten (Hochvoltbatterien u. a.). – Die MTU-Gruppe wiederum stellt auch Turbinen für Flugzeuge her und profitiert somit von wachsenden Reisemärkten mit immer mehr Flugzeugen. Da die durchschnittliche Lebensdauer einer Turbine immerhin mehrere Jahrzehnte beträgt, ist auf den ersten Blick ersichtlich, welche Bedeutung der Geschäftsbereich „Instandhaltung“ für MTU hat. Mit 40 Jahre langer, gut kalkulierter Instandhaltung lässt sich evidentermaßen mehr verdienen als mit einem (einmaligen) Verkauf einer Turbine! Das dauerhafte, unternehmensstabilisierende Geschäft ist somit die -permanente- Instandhaltung, nicht etwa der innerhalb von relativ kurzen Zeiträumen verhandelte und abgeschlossene Vorgang „Verkauf“. – Die vorstehenden Zahlen zeigen wohl signifikant, welche Bedeutung eine gute Instandhaltung etwa bei Autos, Turbinen und anderen längerlebigen Produkten hat. – Ähnliches gilt für den Deutsche Bahn-Konzern mit  seinem Schienennetz von über 33 000 Kilometern und einigen Milliarden jährlichen Reisenden (Nah- und Fernverkehr addiert).
  6. Auch zur rechtlichen Seite der Instandhaltung sind noch einige grundsätzliche Feststellungen zu treffen. Für den Instandhaltungsbereich „gelten“ die neuen Regelungen der DIN-Norm 31051, welche im Juni dieses Jahres durch das Deutsche Institut für Normung e. V. (Sitz: Berlin) vom DIN-Gremium „Instandhaltung“ in aktueller Fassung verabschiedet wurden und die DIN 31051 vom September 2012 ersetzen. DIN-„Normen“ sind aber gerade keine Normen im Sinne eines Gesetzes, einer Rechtsverordnung oder Satzung, sondern „nur“ bloße private „Empfehlungen“ sachkundiger deutscher Wirtschaftskreise, welche bestimmte wichtige Standards auf dem jeweiligen Techniksektor festhalten (vgl. dazu BGHZ 139, 16 = Urteil v. 14. Mai 1998). Dadurch aber, dass der gesammelte Sachverstand anerkannter Spezialisten in die DIN-Normen einfließt, haben deren Regelungen die (stets widerlegbare!) Vermutung für sich, dass sie den -in vielfacher Hinsicht rechtlich bedeutsamen- „Stand der Technik“ korrekt wiedergeben! Es kann jedoch jederzeit der Beweis des Gegenteils („kein Stand der Technik mehr“) z. B. durch Sachverständige in einem konkreten Prozessfall oder generell beim Deutschen Institut für Normung in Berlin geführt werden, was dann eine entsprechende Änderung der unzutreffenden DIN-Norm nach sich ziehen würde. Natürlich kann eine DIN-Norm auch zur zwingenden Rechtsnorm werden, nämlich wenn ein nationaler Gesetzgeber (z. B. Bundestag, Landtag usw.) diese Allgemeingeltung ausdrücklich anordnet. Der Text der jeweiligen -zum „Gesetz“ gewordenen- DIN-Norm mit ihren Begriffen (Begriffskern, Begriffshof) unterliegt dann selbstverständlich auch den zahlreichen juristischen Interpretations-Methoden (zu diesen vgl. etwa Mainka/Otto, Einstieg in die Fluidtechnik, 2. erw. Aufl. 2019, S. 80 ff.). Aus der konkreten Bezeichnung der die Instandhaltung betreffenden DIN-Norm mit der Nr. 31051 selbst ersieht man bereits Vieles: Diese DIN-Regel wurde nicht aus dem EU-Recht übernommen, sondern hat ausschließlich oder überwiegend nationale Bedeutung. Außerdem wurde sie nicht mit dritten Organisationen zusammen erarbeitet, sondern ausschließlich vom DIN-Gremium „Instandhaltung“ erstellt. Wäre es anders müsste diese DIN-Norm z. B. ausdrücklich DIN EN (EN = Europäische Norm) oder DIN-IEC (IEC = Internationale Electrotechnical Commision, Genf) oder DIN ISO (ISO = International Organisation for Standardisation, ebenfalls Genf) heißen. Es gibt in toto sogar ca. 15-20 Zusatzbezeichnungen bei DIN-Normen, welche die Herkunft oder Entstehungsgeschichte des jeweiligen Regelwerks erklären (s. etwa DIN CEN, DIN VDE, DIN SPEC, DIN CWA, DIN ISO/TS, DIN EN IEC, DIN CENELEC usw.) und auf die dann erst die genauen DIN-Nummern in Ziffern folgen. – Dies führt zwanglos zu der Frage der Gesamtzahl aller vorhandenen DIN-Normen: Am 1. März 1918 (also vor mehr als hundert Jahren) wurde die erste DIN-Norm herausgegeben, 1927 bereits die 3000te. Insgesamt existierten 2012 schon über 33 000 gültige DIN-Normen zu 9 Technikgebieten (alphabetisch geordnet): Bauwesen, Dienstleistungen, Feinmechanik, Informationstechnik, Luftfahrt, Maschinenbau, Optik, Raumfahrt sowie Umweltschutz) und 2019 dürfte sich diese Zahl angesichts der Verrechtlichung aller Verhältnisse nochmals erheblich erhöht haben.
  7. Motivierte, fähige Mitarbeiter sind schließlich das größte Gut jedes Unternehmens (bei VW rd. 660 000, bei der Deutschen Bahn etwa 330 000 Menschen, hinter denen meist auch Familien stehen!). Sie bilden in aller Regel die unerlässliche Basis, um die bestehenden, Erträge bringenden Abläufe möglichst fehlerfrei zu erledigen und bei auftretenden Problemen immer wieder neue, dauerhaft funktionierende Lösungen zu eruieren. Es geht somit stets nicht nur um die Qualität der Produkte („made in Germany, „made in Japan“), sondern -sogar vorrangig- immer auch um die Qualität der Mitarbeiter. Einen der wichtigsten Bausteine im von Menschen betreuten Techniksektor bilden dabei die Wartungspläne für die Maschinen(gruppen) des jeweiligen Unternehmens, welche dessen technologische Anlagenrealität präzise abbilden und ihre einwandfreie Funktion für möglichst lange Produktintervalle sichern müssen. So ergänzen sich Mitarbeiter, betriebliche Instandhaltung und Produktqualität: gute Mitarbeiter an -durch gutes Wartungsmanagement -sehr gut gepflegten Anlagen liefern jedem Unternehmen die dringend benötigten positiven Ergebnisse!

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